PlusPedia wird derzeit technisch modernisiert. Aktuell laufen Wartungsarbeiten. Für etwaige Unannehmlichkeiten bitten wir um Entschuldigung; es sind aber alle Artikel zugänglich und Sie können PlusPedia genauso nutzen wie immer.

Neue User bitte dringend diese Hinweise lesen:

Anmeldung - E-Mail-Adresse Neue Benutzer benötigen ab sofort eine gültige Email-Adresse. Wenn keine Email ankommt, meldet Euch bitte unter NewU25@PlusPedia.de.

Hinweis zur Passwortsicherheit:
Bitte nutzen Sie Ihr PlusPedia-Passwort nur bei PlusPedia.
Wenn Sie Ihr PlusPedia-Passwort andernorts nutzen, ändern Sie es bitte DORT bis unsere Modernisierung abgeschlossen ist.
Überall wo es sensibel, sollte man generell immer unterschiedliche Passworte verwenden! Das gilt hier und im gesamten Internet.
Aus Gründen der Sicherheit (PlusPedia hatte bis 24.07.2025 kein SSL | https://)

Bei PlusPedia sind Sie sicher: – Wir verarbeiten keine personenbezogenen Daten, erlauben umfassend anonyme Mitarbeit und erfüllen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vollumfänglich. Es haftet der Vorsitzende des Trägervereins.

PlusPedia blüht wieder auf als freundliches deutsches Lexikon.
Wir haben auf die neue Version 1.43.3 aktualisiert.
Wir haben SSL aktiviert.
Hier geht es zu den aktuellen Aktuelle Ereignissen

Kleinkastell Heidenstock: Unterschied zwischen den Versionen

Aus PlusPedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wanderfalke (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Fmrauch (Diskussion | Beiträge)
Kategorie angepasst usw.
 
(87 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Infobox Limeskastell
{{Infobox Limeskastell
|Name = Kleinkastell Heidenstock
|Name = Kleinkastell Heidenstock
|Antiker Name =
|Antiker Name = Zwischenkastell Heidenstock, Wp 57
|Nummer der RLK = --
|Nummer der RLK = --
|Strecke nach ORL = [[Obergermanischer Limes]],<br />Strecke 3<br />Hochtaunusstrecke
|Strecke nach ORL = [[Obergermanischer Limes]],<br />Strecke 3<br />Hochtaunusstrecke
|Belegung von bis = nicht vor 83&nbsp;n.&nbsp;Chr., wahrscheinlich 2.&nbsp;Jahrhundert<br />bis um 260
|Belegung von bis = Mitte 2.&nbsp;Jahrhundert<br />bis spätestens 259/260&nbsp;n.&nbsp;Chr.
|Kastelltyp = Kleinkastell
|Kastelltyp = Kleinkastell
|Truppenteil = ''[[Vexillation|Vexillatio]]'' der [[Auxiliartruppen]] der ''Legio XXII'' aus [[Mogontiacum]]
|Truppenteil = unbekannte ''[[Vexillation|Vexillatio]]''
|Abmessungen oder Fläche = 23&nbsp;×&nbsp;20&nbsp;m (=&nbsp;0,04&nbsp;ha)
|Abmessungen oder Fläche = 19,40&nbsp;×&nbsp;23,40&nbsp;m<br />(=&nbsp;0,04&nbsp;ha)
|Verwendetes Material = Stein
|Verwendetes Material = Stein
|Kurzbeschreibung = Ruine, Grundmauern
|Kurzbeschreibung = Ein kleinerer Teil der Mauerstümpfe ist sichtbar, der Rest unter einem Erdwall geschützt.
|Heutiger Ortsname = [[Arnoldshain]]
|Heutiger Ortsname = [[Arnoldshain]]
|Breitengrad = 50.252361
|Breitengrad = 50/15/13.5
|Längengrad = 8.513888
|Längengrad = 8/30/46.4
|Nebenbox=--
|Region-ISO = DE-HE
|Region-ISO = DE-HE
|Höhe =  
|Höhe = 610
|Im Limesverlauf vorher liegendes Kastell = [[Kleinkastell Altes Jagdhaus]] <small>(südwestlich)</small>
|Im Limesverlauf vorher liegendes Kastell = [[Kleinkastell Altes Jagdhaus]] <small>(südwestlich)</small>
|Im Limesverlauf nachfolgendes Kastell = ORL&nbsp;11 [[Kastell Saalburg]] <small>(nordöstlich)</small>
|Im Limesverlauf nachfolgendes Kastell = ORL&nbsp;11 [[Kastell Saalburg]] <small>(nordöstlich)</small>
}}
}}
[[Datei:ORL A 03 Tab 08 pic 06 KK Heidenstock.jpg|mini|300px|Grundriss des Kleinkastells Heidenstock]]
[[Datei:ORL A 03 Tab 08 pic 06 KK Heidenstock.jpg|mini|300px|Grundriss des Kleinkastells Heidenstock]]
Das '''Kleinkastell Heidenstock''' ist ein ehemaliges [[Römisches Reich|römisches]] [[Römische Militärlager#Kleinkastelle|Militärlager]] am [[Obergermanisch-Rätischer Limes|Obergermanisch-Rätischen Limes]] auf seinem Streckenabschnitt 3 ([[Taunus]], zwischen Wachtposten 55 und Wachtposten 60 (mutmaßlich etwa bei 58, nicht erhalten)). Das Kastell liegt rund 5&nbsp;Kilometer vom [[Kastell Saalburg]] entfernt bei [[Arnoldshain]], auf dem Gemeindegebiet von [[Schmitten (Hochtaunus)|Schmitten]], im [[Hessen|hessischen]] [[Hochtaunuskreis]].
Das '''Kleinkastell Heidenstock''' ist ein ehemaliges [[Römisches Reich|römisches]] [[Römische Militärlager#Kleinkastelle|Militärlager]] das am [[Obergermanisch-Rätischer Limes|Obergermanisch-Rätischen Limes]], einem [[UNESCO-Welterbe|UNESCO-Weltkulturerbe]], auf seinem Verlauf durch den Naturraum [[Hoher Taunus]] errichtet wurde. Die Fortifikation befindet sich rund fünf Kilometer südwestlich vom [[Kastell Saalburg]] entfernt in einer bewaldeten und unbewohnten Exklave des [[Bad Homburg vor der Höhe|Bad Homburger]] Ortsteils [[Ober-Eschbach]].


== Lage und Forschungsgeschichte ==
Die Anlage liegt nur zu Fuß erreichbar an einem Taunus-Rundwanderweg vom [[Pässe im Taunus#Sandplacken|Sandplacken]] entlang am [[Klingenkopf]], auf dem ein weiteres Kleinkastell aufgedeckt wurde. Sie ist von dichtem Fichtenwald umgeben.


Der Name „Heidenstock“ zeugt davon, daß die kleine Befestigung schon lange im Bewußtsein der örtlichen Bevölkerung verankert ist. Die Bezeichnung fußt in der falschen Annahme, es handele sich bei den Mauerresten um eine [[Zoll (Abgabe)|Zoll]]station (Zollstock), der [[Heidentum|heidnischen]] Römer. Trotz seiner abgelegenen Lage kreuzte in der Nachbarschaft des Kleinkastells der sogenannte „Metzgerpfad“ Limes und Taunushauptkamm. Es handelt sich dabei um eine [[Altstraße]], die das [[Usinger Land]] mit dem Vordertaunus verband. Daher die Vorstellung einer Zollstelle. In der älteren Limesliteratur wird die kleine Befestigung auch "Kastell am Einsiedler" genannt. Die [[Reichs-Limes-Kommission]] (RLK) entschied sich jedoch für die Bezeichnung Heidenstock.<ref>Alexander Wächtershäuser: ''Mehr als „nur“ römische Geschichte. Die Namen der Limeskastelle.'' In: ''Jahrbuch des Hochtaunuskreises 2009'', ISBN 978-3-7973-1110-8. S.&nbsp;126.</ref>
== Lage ==
Die gut sichtbare Anlage liegt im [[Taunus]] an der Grenze der Städte [[Bad Homburg vor der Höhe]] und [[Neu-Anspach]]. In der Nähe befinden sich das zu Bad Homburg gehörende [[Dornholzhausen (Bad Homburg)|Dornholzhausen]] und das zu [[Schmitten (Hochtaunus)|Schmitten]] zählende [[Arnoldshain]]. Im [[Naturpark Taunus]] liegt die Fortifikation auf rund 610 Höhenmetern am [[Eichkopf (Dornholzhausen)|Eichkopf]] (620,2 m), einem Nordostsporn des [[Klingenkopf]]s (682,7 m). Vorbei führt im Abschnitt zwischen dem Kastell Saalburg und dem Taunuspass am [[Pässe im Taunus#Sandplacken|Sandplacken]] (rund&nbsp; 669 m) der Limes mit dem [[Limeswanderweg]].  


Die Ruinen wurden 1892 – im Jahr der Gründung der Reichs-Limes-Kommission – von [[Louis Jacobi]] (1836–1910) ergraben. Eine Neukonservierung und teilweise Aufmauerung der Mauerstümpfe fand im Frühjahr 2009 statt. Hierbei wurde ein Teil der erhaltenen Reste stabilisiert, um sie vor weiterem Verfall zu bewahren.
Durch seine tiefere Lage vor der Höhe des Eichkopfs bestand für die Besatzung des Kleinkastells und der umliegenden Türme lediglich beschränkte Sicht auf das Limesvorland. Diese Einschränkung gilt für viele Bereiche der römischen Grenzanlagen im Taunus, da sich der Limes dort zwar grundsätzlich an den Gebirgskämmen orientiert, zumeist aber etwas unterhalb der höchsten Erhebungen bleibt. Mit einer Verlegung nur wenige Meter höher hätten die Soldaten alle wichtigen strategischen und taktischen Vorteile auf ihrer Seite gehabt. Der Verzicht auf die bessere topographische Lage – zumindest während der frühen Bauphase zur Zeit der Anlage der Sperranlagen läßt sich vierorts nicht erklären und bleibt spekulativ. Für den [[Altertum]]swissenschaftler [[Theodor Mommsen]] (1817–1903) blieb der teilweise ungünstige Limesverlauf „befremdlich“.<ref>[[Stefan Rebenich]], Gisa Franke (Hrsg.): ''Theodor Mommsen und Friedrich Althoff. Briefwechsel 1882–1903''. Oldenbourg, München 2012, ISBN 979-3-486-70104-3. S.&nbsp;490.</ref> Spätere Versuche, eine militärisch günstigere Grenzziehung zu suchen, lassen sich nur für wenige Teilbereiche im Taunus belegen.
 
== Forschungsgeschichte ==
Jacobi und Cohausen ergruben die Baureste im Juli 1892, dem Jahr der Gründung der [[Reichs-Limes-Kommission]]. Damals war die Umfassungsmauer noch bis zu 1,80 Meter hoch erhalten. Nach der Untersuchung wurde die Mauer westlich des Eingangs bis auf eine Höhe von 2,20 Metern „frisch aufgesetzt“.<ref name="Fabricius_1936_118"/> Weitgehend in diesem Zustand befand sich die Anlage auch noch 1932.<ref name="Fabricius_1936_118"/> Das Ergebnis des massive Steinraubs, den das Kleinkastell später erfuhr, wird erst lange nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] dokumentiert. Der Archäologe [[Dietwulf Baatz]] berichtet 1972 und 1993 von einer deutlich sichtbaren, zerfallenen Steinmauer.<ref name="Baatz_1972_175">Dietwulf Baatz: ''Der Limes von der Saalburg zum Feldbergkastell''. In: [[Kurt Böhner]]: ''Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Hochtaunus, Bad Homburg, Usingen, Königstein, Hofheim''. Band 21, von Zabern, Mainz 1972, S.&nbsp;175.</ref><ref>Dietwulf Baatz: ''Der römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau''. Mann, Berlin 1993, ISBN 3786117012, S.&nbsp;134; Margot Klee: ''Der Limes zwischen Rhein und Main''. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S.&nbsp;77 (Foto).</ref> Im Zuge der geplanten Neugestaltung des Areals wurde 2008 zunächst der über dem Kastellareal stehende Wald gerodet. Die eigentliche Neukonservierung und eine geringfügige Aufmauerung der Nordecke auf das Nachkriegsniveau fand im Frühjahr 2009 statt.
<ref>[http://www.fr-online.de/bad-homburg-und-hochtaunus/kastell-heidenstock-damenbesuch-am-limes,1472864,3023374.html Kastell Heidenstock – Damenbesuch am Limes], Frankfurter Rundschau, 21. April 2009; abgerufen am 16. August 2014.</ref> Der Rest der Wehrmauer wird durch eine Erdanschüttung vor erneuten Zerstörungen gesichert.
 
Der Name „Heidenstock“ zeugt davon, daß die kleine Befestigung schon lange im Bewusstsein der örtlichen Bevölkerung verankert ist. Die Bezeichnung fußt in der falschen Annahme, es handle sich bei den Mauerresten um eine [[Zoll (Abgabe)|Zoll]]station (Zollstock), der [[Heidentum|heidnischen]] Römer. Trotz seiner abgelegenen Lage kreuzte in der Nachbarschaft des Kleinkastells der sogenannte „Metzgerpfad“ Limes und Taunushauptkamm. Es handelt sich dabei um eine [[Altstraße]], die das [[Usinger Land]] mit dem Vordertaunus verband. Daher die Vorstellung einer Zollstelle. In der frühen Limesliteratur wird die kleine Befestigung durch ihre Ausgräber, [[Louis Jacobi]] (1836–1910) und [[Karl August von Cohausen]] (1812–1894), auch „Am Einsiedel“ genannt. Die Reichs-Limes-Kommission entschied sich jedoch für die Bezeichnung Heidenstock.<ref>Alexander Wächtershäuser: ''Mehr als „nur“ römische Geschichte. Die Namen der Limeskastelle.'' In: ''Jahrbuch des Hochtaunuskreises 2009'', ISBN 978-3-7973-1110-8. S.&nbsp;126.</ref><ref name="Fabricius_1936_118">[[Ernst Fabricius]], [[Felix Hettner]], [[Oscar von Sarwey]] (Hrsg.): ''[[Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches]]/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5.'' Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S.&nbsp;39 sowie Tafel&nbsp;8, Abb.&nbsp;6; S.&nbsp;118.</ref>


== Baugeschichte ==
== Baugeschichte ==
Die rechteckige, 19,50&nbsp;×&nbsp;29,40 Meter umfassende Fortifikation wurde rund zwölf Meter hinter den Grenzanlagen des Limes errichtet. Sie besitzt die für Garnisonsplätze der [[Prinzipat]]szeit typischen abgerundeten Ecken der Umfassungsmauer (Spielkartenform). Die Stärke dieser Mauern wurde mit 1,98 bis 2,05 Metern eingemessen. Zur Sicherung des Vorfeldes besaß das Kleinkastell einen Graben der vor dem einzigen, nordwestlich orientierten Zugang aussetzte. Zum Fundgut, das die Reichs-Limes-Kommision feststellen konnte, gehörte je eine Münze aus der Regierungszeit der Kaiser [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] (117–138) und [[Mark Aurel]] (161–180).<ref name="Fabricius_1936_39">[[Ernst Fabricius]], [[Felix Hettner]], [[Oscar von Sarwey]] (Hrsg.): ''[[Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches]]/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5.'' Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S.&nbsp;39 sowie Tafel&nbsp;8, Abb.&nbsp;6; S.&nbsp;39.</ref>  Außerdem wurde eine [[Terra Sigillata|Sigillate]] geborgen, die eine ostgallische Töpferrei hergestellt hatte.<ref>[[Ernst Fabricius]], [[Felix Hettner]], [[Oscar von Sarwey]] (Hrsg.): ''[[Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches]]/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5.'' Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S.&nbsp;39 sowie Tafel&nbsp;8, Abb.&nbsp;6; S.&nbsp;158.</ref> Der zum Befund gehörende Brandschutt läßt den Schluß zu, daß die römische Garnisonszeit mit einem Großfeuer endete.<ref name="Fabricius_1936_39"/>
Die rechteckige Fortifikation wurde um die Mitte des 2.&nbsp;Jahrhunderts n.&nbsp;Chr. errichtet.<ref>[[Margot Klee]]: ''Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes.'' Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S.&nbsp;99–103.</ref> Möglicherweise, um die Grenzlinie nachträglich zu verstärken.<ref>[[Dietwulf Baatz]], [[Fritz-Rudolf Herrmann]] (Hrsg.): ''Die Römer in Hessen'', Theiss, Stuttgart 1982, ISBN 3806202672, S.&nbsp;391.</ref> Das Kastellareal umfaßt 19,40&nbsp;×&nbsp;23,40 Meter<ref name="Cohausen_1893_26">[[Karl August von Cohausen]]: ''Römische Altertümer''. In: ''Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung'' 25, Berchtold & Comp., Wiesbaden 1893, S.&nbsp;25–36; hier: S.&nbsp;26.</ref> (440 Quadratmeter) und liegt rund zwölf Meter hinter den Grenzanlagen des Limes. Heidenstock besitzt die für Garnisonsplätze der [[Prinzipat]]szeit typischen abgerundeten Ecken der Umfassungsmauer<ref name="Fabricius_1936_118"/> (Spielkartenform). Die Stärke dieser Mauern wurde mit 1,90, zwei bis 2,05 Metern eingemessen.<ref name="Cohausen_1893_26"/> Zur Sicherung des Vorfeldes besaß das Kleinkastell vor einer rund einen Meter breiten [[Berme]] einen vier Meter breiten Graben, der noch rund 1,20 Meter tief erhalten war und vor dem einzigen, nordwestlich orientierten Tor aussetzte. Der 3,10 Meter breite Zugang war dem Limes und damit dem [[Barbaricum]] zugewandt. Die Mauern wurde als mörtelloses [[Trockenmauerwerk]] aus leicht bearbeiteten Bruchsteinen gesetzt. Das verwendete Steinmaterial bestand aus Taunus[[quarzit]]. Um die Stabilität der Anlage zu erhöhen, könnten die Steine in Lehm gesetzt worden sein. Zur Innenbebauung gehörten zwei Fundamentreste weiterer Trockenmauern die sich in der Südwesthälfte fanden. Dort wurde von Jacobi auch eine Feuerstelle freigelegt, die fast unmittelbar an die Südostmauer lag. Der gleichfalls in der Südhälfte festgestellte Brandschutt, der mit großen Mengen Lehm vermischt war,<ref name="Fabricius_1936_118"/> läßt den Schluß zu, daß die römische Garnisonszeit mit einem Großfeuer endete.
 
Die Innenbebauung wird entsprechend besser bekannter Anlagen aus Fachwerk bestanden haben, die auf Trockenmauerwerk aufsaß. Der vorgefundene Lehm könnte somit in den Gefachen verarbeitet worden sein. Das Fehlen von Dachziegeln sahen Jacobi und Cohausen als Hinweis darauf, daß die Gebäudeabdeckung aus vergänglichem Material bestanden haben muß.<ref name="Cohausen_1893_26"/>


Es ist davon auszugehen, dass die Besatzung aus einem kleineren Kommando von rund 20 Mann bestand hat. Dieses könnte von den beiden Kastellen [[Kastell Kleiner Feldberg|Kleiner Feldberg]] oder [[Kastell Saalburg|Saalburg]] hierher beordert worden sein.
Es ist davon auszugehen, dass die Besatzung aus einer kleinen Wachtabteilung von rund 20 Mann bestand hat. Diese könnte von der [[Kastell Saalburg|Saalburg]] hierher beordert worden sein.<ref name="Baatz_1972_175"/>


<gallery>
<gallery>
Kastell Heidenstock 2008.jpg|2008, vor der Neukonservierung
Kastell Heidenstock 2008.jpg|2008 nach der Rodung, noch vor der Neukonservierung
Kleinkastell Heidenstock 2009.jpg|Die Mauerstümpfe 2009
Kleinkastell Heidenstock 2009.jpg|Die Mauerstümpfe 2009
Kleinkastell Heidenstock, Zugang, 2009.jpg|Nordansicht mit dem antiken Zugang
Kleinkastell Heidenstock, Zugang, 2009.jpg|Nordansicht mit dem antiken Zugang
Zeile 40: Zeile 48:
Kleinkastell Heidenstock - Ansicht über die Lagerfläche, 2009.jpg|Ansicht über die Lagerfläche von Westen
Kleinkastell Heidenstock - Ansicht über die Lagerfläche, 2009.jpg|Ansicht über die Lagerfläche von Westen
</gallery>
</gallery>
== Funde ==
Zum Fundgut, das die Reichs-Limes-Kommission feststellen konnte, gehörte je eine Bronzemünze aus der Regierungszeit der Kaiser [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] (117–138) und [[Mark Aurel]] (161–180).<ref name="Fabricius_1936_119">[[Ernst Fabricius]], [[Felix Hettner]], [[Oscar von Sarwey]] (Hrsg.): ''[[Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches]]/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5.'' Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S.&nbsp;39 sowie Tafel&nbsp;8, Abb.&nbsp;6; S.&nbsp;119.</ref> Zur militärischen Ausrüstung gehörten eine [[Fibel (Tracht)|Schanierfibel]], eine Scheibenfibel und eine Hakenkreuzfibel, alle drei aus [[Weißmetall]]. Danneben wurde der 7,50 Zentimeter lange Rest eines Schwertscheidenbeschlages,<ref>[[Ernst Fabricius]], [[Felix Hettner]], [[Oscar von Sarwey]] (Hrsg.): ''[[Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches]]/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5.'' Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S.&nbsp;39 sowie Tafel&nbsp;8, Abb.&nbsp;6; S.&nbsp;159.</ref> zwei eiserne Lanzenspitzen sowie eine vierkantige Pfeilspitze geborgen. Zu den Werkzeugen des täglichen Gebrauchs zählte ein Steinmetzhammer, die Reste eines Messers und einer Schere sowie ein Schiebeschlüssel.<ref>[[Ernst Fabricius]], [[Felix Hettner]], [[Oscar von Sarwey]] (Hrsg.): ''[[Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches]]/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5.'' Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S.&nbsp;39 sowie Tafel&nbsp;8, Abb.&nbsp;6; S.&nbsp;160.</ref> Ein Mühlstein aus Mendiger [[Lava]] bewies, daß die Besatzung von Heidenstock, wie in der römischen Armee üblich, ihr angeliefertes Getreide selber mahlen mußte.<ref name="Cohausen_1893_26"/> Neben gewöhnlicher Tonware gehörten [[Terra Sigillata]]-Fragmente zum Befund. Dazu zählte ein Sigillataboden, der den Stempel ''DOLCCVS F(ecit)'' (hergestellt von Dolccus) trug<ref name="Fabricius_1936_119"/> und in einer [[Gallien|ostgallischen]] Töpferrei hergestellt worden war.<ref>[[Ernst Fabricius]], [[Felix Hettner]], [[Oscar von Sarwey]] (Hrsg.): ''[[Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches]]/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5.'' Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S.&nbsp;39 sowie Tafel&nbsp;8, Abb.&nbsp;6; S.&nbsp;158.</ref>


== Denkmalschutz ==
== Denkmalschutz ==
Zeile 48: Zeile 59:


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Dietwulf Baatz]]: ''Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau''. 3. Auflage, Gebr. Mann, Berlin 1993, ISBN 3-7861-1701-2, S. 134
* [[Dietwulf Baatz]], [[Fritz-Rudolf Herrmann]] (Hrsg.): ''Die Römer in Hessen'', Theiss, Stuttgart 1982, ISBN 3806202672, S.&nbsp;391.
* [[Karl August von Cohausen]]: ''Römische Altertümer''. In: ''Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung'' 25, Berchtold & Comp., Wiesbaden 1893, S.&nbsp;25–36; hier: S.&nbsp;26.
* [[Dietwulf Baatz]]: ''Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau''. 3. Auflage, Gebr. Mann, Berlin 1993, ISBN 3-7861-1701-2, S.&nbsp;134.
* [[Ernst Fabricius]], [[Felix Hettner]], [[Oscar von Sarwey]] (Hrsg.): ''[[Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches]]/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5.'' Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S.&nbsp;39 sowie Tafel&nbsp;8, Abb.&nbsp;6; S.&nbsp;118–119.
* Christian Fleer: ''Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes.'' In: [[Egon Schallmayer|E. Schallmayer]] (Hrsg.): ''Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg.'' Bad Homburg v.d.H. 2004, ISBN 3-931267-05-9 S.&nbsp;75–92 (Saalburg-Schriften 6)
* Christian Fleer: ''Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes.'' In: [[Egon Schallmayer|E. Schallmayer]] (Hrsg.): ''Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg.'' Bad Homburg v.d.H. 2004, ISBN 3-931267-05-9 S.&nbsp;75–92 (Saalburg-Schriften 6)
* [[Margot Klee]]: ''Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes.'' Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S.&nbsp;99–103
* [[Margot Klee]]: ''Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes.'' Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S.&nbsp;111.
* Margot Klee: ''Der Limes zwischen Rhein und Main''. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S.&nbsp;77.


== Weblinks ==
{{PPA-Silber}}
* [http://www.wetteraukreis.de/imperia/md/content/erleben/kultur/archaeologie/limesf__hrer_gedruckte_fassung.pdf Online-Limesführer, S. 36 (PDF; 4,1 MB)]


== Anmerkungen ==
== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
<references/>
<references/>


Zeile 63: Zeile 77:
[[Kategorie:Römische Befestigungsanlage (Germania superior)]]
[[Kategorie:Römische Befestigungsanlage (Germania superior)]]
[[Kategorie:Bodendenkmal in Hessen]]
[[Kategorie:Bodendenkmal in Hessen]]
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Hessen]]
[[Kategorie:Kleinkastell Heidenstock| ]]
[[Kategorie:Bauwerk in Schmitten (Hochtaunus)|Kleinkastell Heidenstock]]
[[Kategorie:Bauwerk in Schmitten (Hochtaunus)|Kleinkastell Heidenstock]]

Aktuelle Version vom 4. Juli 2025, 17:02 Uhr

Kleinkastell Heidenstock
Antiker Name Zwischenkastell Heidenstock, Wp 57
Limes ORL -- (RLK)
Strecke (RLK) Obergermanischer Limes,
Strecke 3
Hochtaunusstrecke
Datierung (Belegung) Mitte 2. Jahrhundert
bis spätestens 259/260 n. Chr.
Typ Kleinkastell
Einheit unbekannte Vexillatio
Größe 19,40 × 23,40 m
(= 0,04 ha)
Bauweise Stein
Erhaltungszustand Ein kleinerer Teil der Mauerstümpfe ist sichtbar, der Rest unter einem Erdwall geschützt.
Ort Arnoldshain
Geographische Lage 50° 15′ 13,5″ N, 8° 30′ 46,4″ O
Höhe 610 m ü. NHN
Vorhergehend Kleinkastell Altes Jagdhaus (südwestlich)
Anschließend ORL 11 Kastell Saalburg (nordöstlich)
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei mit Abmessungen größer als 12,5 MP
Grundriss des Kleinkastells Heidenstock

Das Kleinkastell Heidenstock ist ein ehemaliges römisches Militärlager das am Obergermanisch-Rätischen Limes, einem UNESCO-Weltkulturerbe, auf seinem Verlauf durch den Naturraum Hoher Taunus errichtet wurde. Die Fortifikation befindet sich rund fünf Kilometer südwestlich vom Kastell Saalburg entfernt in einer bewaldeten und unbewohnten Exklave des Bad Homburger Ortsteils Ober-Eschbach.


Lage

Die gut sichtbare Anlage liegt im Taunus an der Grenze der Städte Bad Homburg vor der Höhe und Neu-Anspach. In der Nähe befinden sich das zu Bad Homburg gehörende Dornholzhausen und das zu Schmitten zählende Arnoldshain. Im Naturpark Taunus liegt die Fortifikation auf rund 610 Höhenmetern am Eichkopf (620,2 m), einem Nordostsporn des Klingenkopfs (682,7 m). Vorbei führt im Abschnitt zwischen dem Kastell Saalburg und dem Taunuspass am Sandplacken (rund  669 m) der Limes mit dem Limeswanderweg.

Durch seine tiefere Lage vor der Höhe des Eichkopfs bestand für die Besatzung des Kleinkastells und der umliegenden Türme lediglich beschränkte Sicht auf das Limesvorland. Diese Einschränkung gilt für viele Bereiche der römischen Grenzanlagen im Taunus, da sich der Limes dort zwar grundsätzlich an den Gebirgskämmen orientiert, zumeist aber etwas unterhalb der höchsten Erhebungen bleibt. Mit einer Verlegung nur wenige Meter höher hätten die Soldaten alle wichtigen strategischen und taktischen Vorteile auf ihrer Seite gehabt. Der Verzicht auf die bessere topographische Lage – zumindest während der frühen Bauphase zur Zeit der Anlage der Sperranlagen – läßt sich vierorts nicht erklären und bleibt spekulativ. Für den Altertumswissenschaftler Theodor Mommsen (1817–1903) blieb der teilweise ungünstige Limesverlauf „befremdlich“.[1] Spätere Versuche, eine militärisch günstigere Grenzziehung zu suchen, lassen sich nur für wenige Teilbereiche im Taunus belegen.

Forschungsgeschichte

Jacobi und Cohausen ergruben die Baureste im Juli 1892, dem Jahr der Gründung der Reichs-Limes-Kommission. Damals war die Umfassungsmauer noch bis zu 1,80 Meter hoch erhalten. Nach der Untersuchung wurde die Mauer westlich des Eingangs bis auf eine Höhe von 2,20 Metern „frisch aufgesetzt“.[2] Weitgehend in diesem Zustand befand sich die Anlage auch noch 1932.[2] Das Ergebnis des massive Steinraubs, den das Kleinkastell später erfuhr, wird erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentiert. Der Archäologe Dietwulf Baatz berichtet 1972 und 1993 von einer deutlich sichtbaren, zerfallenen Steinmauer.[3][4] Im Zuge der geplanten Neugestaltung des Areals wurde 2008 zunächst der über dem Kastellareal stehende Wald gerodet. Die eigentliche Neukonservierung und eine geringfügige Aufmauerung der Nordecke auf das Nachkriegsniveau fand im Frühjahr 2009 statt. [5] Der Rest der Wehrmauer wird durch eine Erdanschüttung vor erneuten Zerstörungen gesichert.

Der Name „Heidenstock“ zeugt davon, daß die kleine Befestigung schon lange im Bewusstsein der örtlichen Bevölkerung verankert ist. Die Bezeichnung fußt in der falschen Annahme, es handle sich bei den Mauerresten um eine Zollstation (Zollstock), der heidnischen Römer. Trotz seiner abgelegenen Lage kreuzte in der Nachbarschaft des Kleinkastells der sogenannte „Metzgerpfad“ Limes und Taunushauptkamm. Es handelt sich dabei um eine Altstraße, die das Usinger Land mit dem Vordertaunus verband. Daher die Vorstellung einer Zollstelle. In der frühen Limesliteratur wird die kleine Befestigung durch ihre Ausgräber, Louis Jacobi (1836–1910) und Karl August von Cohausen (1812–1894), auch „Am Einsiedel“ genannt. Die Reichs-Limes-Kommission entschied sich jedoch für die Bezeichnung Heidenstock.[6][2]

Baugeschichte

Die rechteckige Fortifikation wurde um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet.[7] Möglicherweise, um die Grenzlinie nachträglich zu verstärken.[8] Das Kastellareal umfaßt 19,40 × 23,40 Meter[9] (440 Quadratmeter) und liegt rund zwölf Meter hinter den Grenzanlagen des Limes. Heidenstock besitzt die für Garnisonsplätze der Prinzipatszeit typischen abgerundeten Ecken der Umfassungsmauer[2] (Spielkartenform). Die Stärke dieser Mauern wurde mit 1,90, zwei bis 2,05 Metern eingemessen.[9] Zur Sicherung des Vorfeldes besaß das Kleinkastell vor einer rund einen Meter breiten Berme einen vier Meter breiten Graben, der noch rund 1,20 Meter tief erhalten war und vor dem einzigen, nordwestlich orientierten Tor aussetzte. Der 3,10 Meter breite Zugang war dem Limes und damit dem Barbaricum zugewandt. Die Mauern wurde als mörtelloses Trockenmauerwerk aus leicht bearbeiteten Bruchsteinen gesetzt. Das verwendete Steinmaterial bestand aus Taunusquarzit. Um die Stabilität der Anlage zu erhöhen, könnten die Steine in Lehm gesetzt worden sein. Zur Innenbebauung gehörten zwei Fundamentreste weiterer Trockenmauern die sich in der Südwesthälfte fanden. Dort wurde von Jacobi auch eine Feuerstelle freigelegt, die fast unmittelbar an die Südostmauer lag. Der gleichfalls in der Südhälfte festgestellte Brandschutt, der mit großen Mengen Lehm vermischt war,[2] läßt den Schluß zu, daß die römische Garnisonszeit mit einem Großfeuer endete.

Die Innenbebauung wird entsprechend besser bekannter Anlagen aus Fachwerk bestanden haben, die auf Trockenmauerwerk aufsaß. Der vorgefundene Lehm könnte somit in den Gefachen verarbeitet worden sein. Das Fehlen von Dachziegeln sahen Jacobi und Cohausen als Hinweis darauf, daß die Gebäudeabdeckung aus vergänglichem Material bestanden haben muß.[9]

Es ist davon auszugehen, dass die Besatzung aus einer kleinen Wachtabteilung von rund 20 Mann bestand hat. Diese könnte von der Saalburg hierher beordert worden sein.[3]

Funde

Zum Fundgut, das die Reichs-Limes-Kommission feststellen konnte, gehörte je eine Bronzemünze aus der Regierungszeit der Kaiser Hadrian (117–138) und Mark Aurel (161–180).[10] Zur militärischen Ausrüstung gehörten eine Schanierfibel, eine Scheibenfibel und eine Hakenkreuzfibel, alle drei aus Weißmetall. Danneben wurde der 7,50 Zentimeter lange Rest eines Schwertscheidenbeschlages,[11] zwei eiserne Lanzenspitzen sowie eine vierkantige Pfeilspitze geborgen. Zu den Werkzeugen des täglichen Gebrauchs zählte ein Steinmetzhammer, die Reste eines Messers und einer Schere sowie ein Schiebeschlüssel.[12] Ein Mühlstein aus Mendiger Lava bewies, daß die Besatzung von Heidenstock, wie in der römischen Armee üblich, ihr angeliefertes Getreide selber mahlen mußte.[9] Neben gewöhnlicher Tonware gehörten Terra Sigillata-Fragmente zum Befund. Dazu zählte ein Sigillataboden, der den Stempel DOLCCVS F(ecit) (hergestellt von Dolccus) trug[10] und in einer ostgallischen Töpferrei hergestellt worden war.[13]

Denkmalschutz

Das Kleinkastell Heidenstock und die anschließenden Limesbauwerke sind als Abschnitt des Obergermanisch-Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie Bodendenkmale nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

Literatur

  • Dietwulf Baatz, Fritz-Rudolf Herrmann (Hrsg.): Die Römer in Hessen, Theiss, Stuttgart 1982, ISBN 3806202672, S. 391.
  • Karl August von Cohausen: Römische Altertümer. In: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 25, Berchtold & Comp., Wiesbaden 1893, S. 25–36; hier: S. 26.
  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 3. Auflage, Gebr. Mann, Berlin 1993, ISBN 3-7861-1701-2, S. 134.
  • Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5. Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S. 39 sowie Tafel 8, Abb. 6; S. 118–119.
  • Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v.d.H. 2004, ISBN 3-931267-05-9 S. 75–92 (Saalburg-Schriften 6)
  • Margot Klee: Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S. 111.
  • Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 77.

Vergleich zu Wikipedia




Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Stefan Rebenich, Gisa Franke (Hrsg.): Theodor Mommsen und Friedrich Althoff. Briefwechsel 1882–1903. Oldenbourg, München 2012, ISBN 979-3-486-70104-3. S. 490.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5. Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S. 39 sowie Tafel 8, Abb. 6; S. 118.
  3. 3,0 3,1 Dietwulf Baatz: Der Limes von der Saalburg zum Feldbergkastell. In: Kurt Böhner: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Hochtaunus, Bad Homburg, Usingen, Königstein, Hofheim. Band 21, von Zabern, Mainz 1972, S. 175.
  4. Dietwulf Baatz: Der römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Mann, Berlin 1993, ISBN 3786117012, S. 134; Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 77 (Foto).
  5. Kastell Heidenstock – Damenbesuch am Limes, Frankfurter Rundschau, 21. April 2009; abgerufen am 16. August 2014.
  6. Alexander Wächtershäuser: Mehr als „nur“ römische Geschichte. Die Namen der Limeskastelle. In: Jahrbuch des Hochtaunuskreises 2009, ISBN 978-3-7973-1110-8. S. 126.
  7. Margot Klee: Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S. 99–103.
  8. Dietwulf Baatz, Fritz-Rudolf Herrmann (Hrsg.): Die Römer in Hessen, Theiss, Stuttgart 1982, ISBN 3806202672, S. 391.
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 Karl August von Cohausen: Römische Altertümer. In: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 25, Berchtold & Comp., Wiesbaden 1893, S. 25–36; hier: S. 26.
  10. 10,0 10,1 Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5. Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S. 39 sowie Tafel 8, Abb. 6; S. 119.
  11. Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5. Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S. 39 sowie Tafel 8, Abb. 6; S. 159.
  12. Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5. Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S. 39 sowie Tafel 8, Abb. 6; S. 160.
  13. Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5. Petters; Heidelberg, Berlin und Leipzig 1936, S. 39 sowie Tafel 8, Abb. 6; S. 158.