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Politisches Parteienspektrum (Deutschland): Unterschied zwischen den Versionen

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{{Meinungsartikel}}
Das '''politische Parteienspektrum''' setzt sich in einer [[Demokratie]] aus mehreren Parteien zusammen. Diese bilden ein ''Spektrum'', wobei sich einige ähneln. Traditionell werden [[Politische Linke|''linke'']] und [[Rechts (Politik)|''rechte'']] Parteien unterschieden.
[[Datei:Parteienspektrum Deutschland 1990-2013.png|thumb|Ableitung der Wahlentscheidung von der persönlichen Situation]]


Die politisch relevanten Parteien in einer Demokratie bilden ein '''Spektrum''', d.h., sie ähneln sich prinzipiell und unterscheiden sich im  Wesentlichen nur '''graduell''' in 1 Merkmal ('''Parameter''').  
== Das theoretische Spektrum ==
[[Datei:Parteienspektrum Deutschland 1990-2013.png|thumb|Das theoretische Spektrum der Parteien FDP, CDU/CSU, SPD, Grüne und Die Linke (von links nach rechts)]]
Die [[Freie Demokratische Partei|FDP]], [[CDU]] bzw. [[CSU]], [[SPD]], [[Bündnis 90/Die Grünen]] und [[Die Linke]], die in der [[Bundesrepublik Deutschland]] bis zum Erscheinen der [[AfD (Partei)]] - also bis 2013 - politisch bestimmend waren, wurden nach der Zahl ihrer Wähler auf einer Achse nebeneinander platziert. Diese Anordnung ist unabhängig von dem traditionellen Rechts-Links-Schema und stellt eine Momentaufnahme dar.


==  Anordnung der Parteien des Spektrums am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland ==
Die meisten Wähler studieren und vergleichen vor ihrer Entscheidung nicht Parteiprogramme, sondern wählten früher einfach „ihre Partei“. Somit waren die Wahlergebnisse im Wesentlichen ein Abbild der politischen Ausrichtung der Wähler. Heutzutage ist die Parteienbindung der Menschen viel schwächer als noch vor einigen Jahrzehnten und viele Wähler wechseln je nach persönlicher Lebenslage und/oder politisch-gesellschaftlicher Entwicklung sowie momentaner öffentlicher Stimmungslage bei ihrer Wahlentscheidung zwischen den Parteien.
Die 5 Parteien FDP, CDU/CSU, SPD, Grüne und Linke werden nach ihrer Koalitionsfähigkeit auf einer Achse nebeneinander platziert. Die Koalitionsfähigkeit ist das entscheidende Kriterium für politische Nachbarschaft.
Ausgehend davon, dass viele Eigenschaften von Personen in einer Gesellschaft anhand einer „Gaußschen Normalverteilung“ dargestellt werden können,<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Projektion#Angemessenheit_der_sozialen_Projektion ''Normalverteilung Persönlichkeitsmerkmale'']</ref> kann auch die politische Ausrichtung als normalverteilt angenommen werden, was sich tatsächlich mit dieser Grafik zeigen lässt. Die Stimmenanteile der Parteien in eine [[Normalverteilung|Standardnormalverteilung]] eingepasst ergeben nebenstehendes Bild. Die von der [[Glockenkurve]] und der Achse umschlossene Fläche entspricht der Gesamtheit der gültigen Stimmen (100%), die farbigen Teilflächen verkörpern die durchschnittlichen Stimmenanteile der Parteien seit 1990. Die kleinen Randbereiche für Parteien unter der 5%-Hürde bleiben leer. Die [[Nichtwähler]] wurden dabei ausgeklammert.


==  Das Spektrum ==
Diese rein statistische Verteilung hat aber nichts mit der politischen Ausrichtung oder ideologischen Nähe der jeweiligen Parteien zu tun. So können Parteien unter der 5%-Hürde zu extrem oder auch zu speziell sein, um eine größere Zahl von Wählern anzusprechen. Andererseits wurden die Grünen zwischen SPD und Die Linke gestellt, obwohl es auch schwarz-grüne Koalitionen und Koalitionen zwischen FDP und SPD gibt. Die bisherigen [[Volkspartei]]en landen in der Mitte.
Die meisten Wähler studieren und vergleichen vor ihrer Entscheidung nicht Parteiprogramme, sondern wählen „ihre Partei“. Somit sind die Wahlergebnisse im Wesentlichen ein Abbild der politischen Ausrichtung der Wähler.
Ausgehend von der bekannten Tatsache, dass die meisten Persönlichkeitsmerkmale in einer Gesellschaft einer Gaußschen Normalverteilung genügen, kann auch die politische Ausrichtung als normalverteilt angenommen werden.  
Die Stimmenanteile der Parteien in eine Standardnormalverteilung eingepasst ergeben nebenstehendes Bild. Die von der Glockenkurve und der Achse umschlossene Fläche entspricht der Gesamtheit der gültigen Stimmen (100%), die farbigen Teilflächen verkörpern die durchschnittlichen Stimmenanteile der Parteien seit 1990. Die kleinen Randbereiche für Parteien unter der 5%-Hürde bleiben leer.


==  Der Parameter des Spektrums ==
== Parteien und Wähler ==
=== Parteien und Wähler ===
Parteien sind Interessenvertreter der Wähler. Jeder wählt entweder die Partei, die aus seiner subjektiven Sicht die gesellschaftlichen Probleme am besten lösen kann, oder deren Kandidaten ihn überzeugen bzw. sympathisch erscheinen. Die subjektive Sicht des Einzelnen ergibt sich nur teileise aus seinen Persönlichkeitsmerkmalen und seiner gesellschaftlichen Position. Beides bedingt einander und bildet die entscheidende politischen Relevanz für das Wahlverhalten. Weitere Faktoren sind die gegenwärtige wirtschaftliche Situation (z.B. [[Arbeitslosigkeit]]), so dass es auch die sogenannten Protest- und Wechselwähler gibt. Dies kann - wie nach der [[Landtagswahl in Thüringen 2019]] (das Schaubild zeigt die Sitzverteilung) - zu Problemen bei der Regierungsbildung führen, wenn die CDU weder mit der Linken noch mit der AfD eine Koalition eingehen will.
Parteien sind Interessenvertreter der Wähler. Jeder wählt die Partei, die aus seiner subjektiven Sicht die gesellschaftlichen Probleme am besten lösen kann. Die subjektive Sicht des Einzelnen ergibt sich aus seinen Persönlichkeitsmerkmalen und seiner gesellschaftlichen Position. Beides bedingt einander und bildet die entscheidende politischen Relevanz für das Wahlverhalten: Ist man eher Macher oder eher Mitmacher?


=== Die 2 Seiten des Menschen ===
{{Sitzverteilung
Jeder Mensch versucht, die Dinge so zu regeln, wie er es für richtig hält. Wollen 2 oder mehr das gleiche Problem lösen, wird derjenige zum Macher, der sich besser durchsetzen kann. Durchsetzen bedeutet, den anderen zum Aufgeben zu bewegen.
|float = links
Kompetenz ist dafür nicht das entscheidende Kriterium. Durchsetzen funktioniert am besten mit '''Rücksichtslosigkeit''', d.h., Egoismus mit Vernichtungspotential. Gegen das freie Laufenlassen der Rücksichtslosigkeit hat jeder Mensch jedoch auch eine Bremse eingebaut bekommen, einen bestimmten Anteil '''Mitmenschlichkeit'''. Die individuelle Ausprägung dieser 2 Seiten bei den Kontrahenten entscheidet anlässlich jeder Problemlösung darüber, wer in diesem Fall Macher und wer Mitmacher ist. In anderen Fällen und in der Begegnung mit anderen Menschen können die gleichen Macher zu Mitmachern werden und umgekehrt. Betätigungsfelder sind neben der Politik auch alle anderen wie Wirtschaft, Religion, Sport, Familie usw.
|AfD|CDU|FDP|Grüne|SPD|Linke
| AfD = 22
| CDU = 21
| FDP = 5
| Grüne = 5
| SPD = 8
| Linke = 29
}}


=== Das Macher/Mitmacher-Verhältnis ===
Regierungspolitik wird nur teilweise im Sinne der größtmöglichen Mehrheit der Wähler gemacht. Vielmehr spielen die jweiligen parlamentarischen Mehrheiten eine große Rolle. Die reale Politik der letzten Jahrzehnte zeigt immerhin ein Pendeln um eine mittlere Richtung, hervorgerufen durch die abwechselnden Regierungskoalitionen. Wahlkämpfe um die Mehrheit und das anschließende Taktieren um den Machterhalt binden einen Großteil der Kräfte, die eigentlich für eine vorausschauende politische Arbeit verwendet werden müssten. Wirklich notwendige Änderungen gibt es erst nach einem deutlichen Wechsel der politischen Ansichten und Forderungen der Wähler. Als Folge schwindet manchmal das Interesse an Politik, die Wahlbeteiligung sinkt.
Jeder Mensch ist im täglichen Leben manchmal  Macher und manchmal Mitmacher. Werden beide Anteile über die Zeit gemittelt und gewichtet, kann jeder für sich einen Quotienten angeben, wie viel Macher und wie viel Mitmacher er ist. Dieser Quotient muss nicht ein Leben lang konstant bleiben. Er ändert sich wie das Leben.


=== Das Macher/Mitmacherspektrum ===  
== Einzelnachweise ==
Die Gesellschaft besteht bezüglich des individuellen Macher/Mitmacherquotienten entsprechend der Gaußsche Normalverteilung aus einem kontinuierlichen Spektrum von typischen Machern (um 75/25) über Menschen, die ungefähr halb Macher/halb Mitmacher sind bis zu typischen Mitmachern (um 25/75). Dabei ist die Anzahl der so klasssifizierten Individuen um die Mitte des Spektrums herum am größten, und wird zu den Extremen hin (reine Macher bzw. reine Mitmacher) sehr klein.
<references />


=== Das Parteienspektrum als Abbild der Macher/Mitmacherverteilung ===
{{PPA-Rubin}}
Politische Aktivisten mit untereinander vergleichbaren Macher/Mitmacherquotienten haben sich zu 5 Parteien zusammengeschlossen. Jede Partei steht folglich für einen bestimmten Abschnitt des Macher/Mitmacherspektrums.  Die Abgrenzung ist dabei nicht so scharf, wie in der Grafik vereinfacht dargestellt. Mancher Politiker „ist in der falschen Partei“.
[[Kategorie:Parteiensystem]]
Damit ist der persönlich eingeschätzte Macher/Mitmacherquotient der gesuchte Parameter für die politische Ausrichtung eines Wählers.
[[Kategorie:Bundesrepublik Deutschland]]
 
=== Rechts und links ===
Diese bisher nicht definierten, jedoch gängigen Bezeichnungen für politische Richtungen lassen sich mit den Überlegungen zu 3.2. qualifizieren:
Rechte Politik wird von Machern mit einem vergrößerten Anteil Rücksichtslosigkeit betrieben. Ihre Mitmenschlichkeit beschränkt sich auf eine eher kleinere Gruppe. Außenstehende werden hinten an gestellt, ausgeschlossen oder bekämpft.
Linke Politik wird immer für einen möglichst großen Kreis von Menschen betrieben, besonders für Menschen, die unter den Machern zu leiden haben. Links ist die Antwort der Geschichte auf rechts. Ohne rechts gibt es kein links.
 
==  Erkenntnisse aus der Darstellung des Parteienspektrums ==
* Das Ergebnis der Bundestagswahlen ist relativ konstant, weil es das im wesentlichen fixe Macher/Mitmacherspektrum der Wählerschaft widerspiegelt.
* Es gibt keine Partei, welche die Mitte des Wählerspektrums (etwa 60/40 bis 40/60) abdeckt. Die Mitte ist statt dessen aufgeteilt in Mitte rechts und Mitte links.
* Da jede Partei einen relativ breiten Abschnitt des Wählerspektrums repräsentiert, hat sie selbst wiederum neben ihrer spezifischen Mitte einen rechten und einen linken Flügel.
* Eine Regierung, welche die größtmögliche Mehrheit der Wähler vertritt, müsste bei vorhandener demokratischer Grundüberzeugung der Politiker immer aus den 2 Parteien der Mitte gebildet werden.
* Randparteien vertreten Minderheiten. Falls sie aus nicht vorhersehbaren Anlässen an die Macht kommen, müssen sie zur Sicherung der Macht Demokratieabbau betreiben, bevor die Wählermitte die Defizite ihrer Politik bemerkt. Wird die Sicherungsphase erfolgreich überstanden, hat die Wählermitte mangels '''gemeinsamer eigener''' politischer Zielstellung jedoch nur geringe Probleme, mit den Defiziten zu leben. Als harte Gegner verbleiben nur die Angehörigen des entgegengesetzten Endes des Spektrums.
* Parteien, die nicht das Macher/Mitmacherproblem in ihrem Programm untersetzen, haben auf Dauer keine politische Relevanz.
 
==  Das Instabilitätspotential der Tätigkeit des Parteienspektrums ==
* Regierungspolitik wird nicht im Sinne der größtmöglichen Mehrheit der Wähler gemacht, sondern als Interessenvertretung kleinster ausreichender Mehrheiten. Das Parteienspektrum reduziert sich somit auf eine Macherkoalition rechts der Mitte und eine Mitmacherkoalition links der Mitte. Deren primäre Ziele sind Schaffung von Entfaltungsmöglichkeiten für die Macher zur Belebung der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens bzw. Kampf um angemessene Ergebnisbeteiligung für die Mitmacher. Eine stabile Gesellschaft braucht jedoch für ihren Fortbestand weder freie Bahn für die Macher noch Gleichheit für die Mitmacher, sondern das Optimum aus beidem unter Berücksichtigung der umweltbedingten Grenzen.
* Die reale Politik der letzten Jahrzehnte zeigt immerhin ein Pendeln um eine mittlere Richtung, hervorgerufen durch die abwechselnden Regierungskoalitionen der Macher- bzw. der Mitmacherparteien. Im Mittel stellt sich also bereits ein Weg der Interessenberücksichtigung von Machern und Mitmachern ein. Dieser ist jedoch wegen der weit offenen und sich ständig weiter öffnenden Schere zwischen arm und reich zu sehr auf die Macher ausgerichtet.
* Des Weiteren werden die umweltbedingten Grenzen für wirtschaftliche Tätigkeit von beiden Seiten nicht wahrgenommen oder wegen des vermeintlich unverzichtbaren Wachstumszwanges nicht berücksichtigt. Das Schema des Wirtschaftskreislaufes wird in allen Publikationen als illusorisches Super Perpetuum Mobile dargestellt – ohne Energiezuführung, ohne Rohstoffeinspeisung, ohne Schadstoff- und Müllausstoß. Viele Politiker und weite Kreise der Bevölkerung '''glauben''' immer noch, dass Wirtschaftskreislauf, Energiegewinnung, Rohstoffverbrauch und Umweltschädigung separate Problemkreise sind, deren Bearbeitungsdringlichkeit nach Belieben eingestuft oder zeitlich nach hinten verschoben werden kann.
* Der Wahlkampf um die winzige Mehrheit für das Macher- bzw. das Mitmacherlager und das anschließende Taktieren um den Machterhalt binden einen Großteil der Kräfte, die eigentlich für eine vorausschauende politische Arbeit verwendet werden müssten. Wirklich notwendige Änderungen gibt es erst nach einer deutlichen Katastrophe.
* Als Folge schwindet das Interesse an Politik. Die Wahlbeteiligung sinkt, und alle Parteien leiden unter Mitgliederschwund.
--[[Benutzer:Glimmlicht|Glimmlicht]] ([[Benutzer Diskussion:Glimmlicht|Diskussion]]) 10:30, 27. Jan. 2013 (CET)

Aktuelle Version vom 21. Oktober 2025, 06:13 Uhr

Das politische Parteienspektrum setzt sich in einer Demokratie aus mehreren Parteien zusammen. Diese bilden ein Spektrum, wobei sich einige ähneln. Traditionell werden linke und rechte Parteien unterschieden.

Das theoretische Spektrum

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Das theoretische Spektrum der Parteien FDP, CDU/CSU, SPD, Grüne und Die Linke (von links nach rechts)

Die FDP, CDU bzw. CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke, die in der Bundesrepublik Deutschland bis zum Erscheinen der AfD (Partei) - also bis 2013 - politisch bestimmend waren, wurden nach der Zahl ihrer Wähler auf einer Achse nebeneinander platziert. Diese Anordnung ist unabhängig von dem traditionellen Rechts-Links-Schema und stellt eine Momentaufnahme dar.

Die meisten Wähler studieren und vergleichen vor ihrer Entscheidung nicht Parteiprogramme, sondern wählten früher einfach „ihre Partei“. Somit waren die Wahlergebnisse im Wesentlichen ein Abbild der politischen Ausrichtung der Wähler. Heutzutage ist die Parteienbindung der Menschen viel schwächer als noch vor einigen Jahrzehnten und viele Wähler wechseln je nach persönlicher Lebenslage und/oder politisch-gesellschaftlicher Entwicklung sowie momentaner öffentlicher Stimmungslage bei ihrer Wahlentscheidung zwischen den Parteien. Ausgehend davon, dass viele Eigenschaften von Personen in einer Gesellschaft anhand einer „Gaußschen Normalverteilung“ dargestellt werden können,[1] kann auch die politische Ausrichtung als normalverteilt angenommen werden, was sich tatsächlich mit dieser Grafik zeigen lässt. Die Stimmenanteile der Parteien in eine Standardnormalverteilung eingepasst ergeben nebenstehendes Bild. Die von der Glockenkurve und der Achse umschlossene Fläche entspricht der Gesamtheit der gültigen Stimmen (100%), die farbigen Teilflächen verkörpern die durchschnittlichen Stimmenanteile der Parteien seit 1990. Die kleinen Randbereiche für Parteien unter der 5%-Hürde bleiben leer. Die Nichtwähler wurden dabei ausgeklammert.

Diese rein statistische Verteilung hat aber nichts mit der politischen Ausrichtung oder ideologischen Nähe der jeweiligen Parteien zu tun. So können Parteien unter der 5%-Hürde zu extrem oder auch zu speziell sein, um eine größere Zahl von Wählern anzusprechen. Andererseits wurden die Grünen zwischen SPD und Die Linke gestellt, obwohl es auch schwarz-grüne Koalitionen und Koalitionen zwischen FDP und SPD gibt. Die bisherigen Volksparteien landen in der Mitte.

Parteien und Wähler

Parteien sind Interessenvertreter der Wähler. Jeder wählt entweder die Partei, die aus seiner subjektiven Sicht die gesellschaftlichen Probleme am besten lösen kann, oder deren Kandidaten ihn überzeugen bzw. sympathisch erscheinen. Die subjektive Sicht des Einzelnen ergibt sich nur teileise aus seinen Persönlichkeitsmerkmalen und seiner gesellschaftlichen Position. Beides bedingt einander und bildet die entscheidende politischen Relevanz für das Wahlverhalten. Weitere Faktoren sind die gegenwärtige wirtschaftliche Situation (z.B. Arbeitslosigkeit), so dass es auch die sogenannten Protest- und Wechselwähler gibt. Dies kann - wie nach der Landtagswahl in Thüringen 2019 (das Schaubild zeigt die Sitzverteilung) - zu Problemen bei der Regierungsbildung führen, wenn die CDU weder mit der Linken noch mit der AfD eine Koalition eingehen will.

Regierungspolitik wird nur teilweise im Sinne der größtmöglichen Mehrheit der Wähler gemacht. Vielmehr spielen die jweiligen parlamentarischen Mehrheiten eine große Rolle. Die reale Politik der letzten Jahrzehnte zeigt immerhin ein Pendeln um eine mittlere Richtung, hervorgerufen durch die abwechselnden Regierungskoalitionen. Wahlkämpfe um die Mehrheit und das anschließende Taktieren um den Machterhalt binden einen Großteil der Kräfte, die eigentlich für eine vorausschauende politische Arbeit verwendet werden müssten. Wirklich notwendige Änderungen gibt es erst nach einem deutlichen Wechsel der politischen Ansichten und Forderungen der Wähler. Als Folge schwindet manchmal das Interesse an Politik, die Wahlbeteiligung sinkt.

Einzelnachweise

Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Politisches Parteienspektrum (Deutschland)) vermutlich nicht.