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Sesquiistik

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Die philosophische Denkform der Sesquiistik, manchmal auch Sesquiismus genannt, ist dem Dialog von Naturwissenschaft und Theologie entsprungen. Ihr liegen zwei Grundsätze oder Säulen zugrunde:


1. Erster Grundsatz: Natur ist diejenige Wirklichkeit, die wir ergreifen können. Gott ist diejenige Wirklichkeit, die wir nicht ergreifen können, die vielmehr und ergreift. Die Herkunft dieses ersten Grundsatzes ist vielfältig. Eine Quelle liegt bei dem mittelalterlichen Theologen Bonaventura (ca. 1220 – 1274), etwa in seinem Hauptsatz: „In comprehensivo cognoscens capit cognitum; in excessivo vero cognitum capit cognoscentem.“ (De scientia Christi; Quaestio VII) In freier Übersetzung: „Im begrifflichen Begreifen ergreift der Erkennende das Erkannte; in der Ekstatik ergreift das Erkannte den Erkennenden.“ Eine andere Quelle liegt in dem Wandel, den die Naturwissenschaft im 20. Jahrhundert vollzogen hat. Albert Einstein beschreibt mit sicheren, wenn auch bedauernden Worten in einem Brief vom 5. August 1927 die Lage: ‚Ich kann mir keinen persönlichen Gott denken, der die Handlungen der einzelnen Geschöpfe direkt beeinflußte oder über seine Kreaturen direkt zu Gericht säße. Ich kann es nicht, trotzdem die mechanistische Kausalität von der modernen Wissenschaft bis zu einem gewissen Grade in Zweifel gestellt wird.‘ Das erklärt, warum Natur und Gott in der Neuzeit so häufig feindlich gegenüber gestellt wurden.

2. Zweiter Grundsatz: Die Sesquiistik gewinnt ihre Berechtigung aus dem gleichzeitigen Scheitern aller Versuche des Monismus und gleichzeitig des Dualismus, eine geschlossene Deutung der Wirklichkeit zu geben. Der geistige Monismus scheitert an der Grenze eines jeden Begriffes (jede Definition enthält eine Grenze), der naturalistische Monismus scheitert an der Echtheit des Zufalls. Gott würfelt eben doch in der Natur, ganz anders als Einstein gewollt hat. Und der Dualismus von Geist und Materie unterschätzt die Einheit der Wirklichkeit. Deshalb liegt es nahe, die gesamte Wirklichkeit unter dem Namen des Anderthalbfachen zu fassen (sesqui (lat.) = anderthalb). Damit wird zugleich die Begreifbarkeit und die Grenze der Begreifbarkeit ins Wort gebracht. Ihr Ziel findet die Sesquiistik in einem zweiten Grundsatz: Die Freiheit ist nicht direkt anschaubar. Sie zeigt sich in der Natur, also im Reich der Begriffe, im Schattenspiel von Zufall und Notwendigkeit. Zum Beweis des Grundsatzes: Ein Subjekt kann nicht einfach als Objekt behandelt werden, auch wenn sich die subjektive Wirklichkeit in der objektiven Wirklichkeit zeigt. Das heißt, die Freiheit ist weder beweisbar, noch ist sie widerlegbar. Sie zeigt sich in gewissen Elementen der Natur. Immer wenn der Mensch die Welt, die Natur oder die Geschichte beobachtet, sieht er, wie sie aufgeteilt ist in eine Gesetzmäßigkeit, wie sie ihm notwendig erscheint, und in eine Grenze der Gesetzmäßigkeit, der zurecht den Namen Zufall trägt. Der Zufall heißt: Grenze der Gesetzmäßigkeit. Der Zufall begegnet einem in allen Bereichen des Alltags und der Wissenschaft. Aus Zufall und Notwendigkeit lässt sich die Freiheit auf indirekte Weise und damit die Echtheit des Menschen und die Echtheit Gottes. Auf diese Weise ist es möglich: Damit der Mensch einen freien Akt setzen kann, muß es auf der einen Seite die Notwendigkeit (Naturgesetze) in der Natur geben. Auf der anderen Seite darf diese Gesetzmäßigkeit nicht unbeschränkt sein, sie muß eine Grenze haben, also der Zufall in der Natur muß echt sein. Und wie die Entwicklung der Wissenschaft im 20. Jahrhundert gezeigt hat, ist sowohl die Notwendigkeit in der Natur echt, was niemand je bestritten hat, und der Zufall echt, was noch immer vielen Philosophen und Wissenschaft anzuerkennen schwer fällt. Es ist auch möglich, wie Jacques Monod es getan hat, Zufall und Notwendigkeit unverbunden nebeneinander stehen zu lassen. Dann aber wird den Menschen das Gefühl der totalen Verlassenheit und der radikalen Fremdheit im Universum erfassen. Er muß sich dann nach Monod wie ‚ein Zigeuner am Rande des Universums‘ fühlen.

3. Literatur: Dieter Hattrup: Freiheit als Schattenspiel von Zufall und Notwendigkeit. Himmlische Dialoge über Wissen und Nichtwissen. Freiburg: Herder, 2009. – 176 S.; ISBN 978-3-451-30134-6 Jacques Monod: Zufall und Notwendigkeit. Philosophische Fragen der modernen Biologie (1970). Vorwort zur dt. Ausgabe von Manfred Eigen. München: Piper, 1971. – 238 S., ISBN 3-492-01913-7



Init-Quelle

Entnommen aus der:

Erster Autor: La Dame aux camélias angelegt am 30.09.2010 um 18:58,
Alle Autoren: WWSS1, Jón, Geist, der stets verneint, La Dame aux camélias


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