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Jüdische Musik

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Jüdische Musik erstreckt sich über einen Zeitraum von circa 3000 Jahren von der biblischen Periode bis in die Gegenwart. Sie umfasst sowohl religiöse als auch weltliche Musik. Die Texte der religiösen jüdischen Musik sind zum größten Teil in hebräischer Sprache, in geringem Ausmaß auch in aramäisch verfasst, die der weltlichen Musik hingegen meist in der jüdischen Umgangssprache (Ladino, Jiddisch) oder auch in der Landessprache.

Definitionsproblematik

Die genaue Bestimmung von musikalischen oder außermusikalischen Kriterien "jüdischer Musik" ist wie bei allen Kategorisierungsversuchen von Musik nach Nationen ("englische Musik", "deutsche Musik", usw.) sehr schwierig und teilweise kaum möglich. Deshalb ist ein Lemma wie "Jüdische Musik" an sich schon fraglich. Die Online-Enzyklopädie Wikipedia macht es sich hier wie so oft zu einfach, [1] indem sie einfach nur willkürlich folgende Definition des Musikethnologen Curt Sachs anführt und andere Definitionsversuche erst gar nicht erwähnt:

„Jüdische Musik ist diejenige Musik, die von Juden für Juden als Juden gemacht wurde“.

Seriöse Fachliteratur ist sich im Gegensatz zur Wikipedia der Problematik von Defintionsversuchen des Begriffs "Jüdische Musik" durchaus bewusst. So schreibt z.B. Heidy Zimmermann u.a.:

"Definitionsversuche von "jüdischer Musik", die auf die objektivierbare Bestimmung von Identitätsmerkmalen oder von spezifischen ästhetischen Elementen in den musikalischen Werken abzielen, sind immer ein schwieriges und prekäres Unterfangen." [2]

Ferner ist auf die Problematik hinzuweisen, dass ein Begriff wie "jüdische Musik" mit dem Wort "jüdisch" einen Begriffsteil enthält der in seiner genauen Bestimmung (Wer ist überhaupt Jude?, Was ist jüdisch?, Gab es über die Geschichte hinweg überhaupt ein jüdisches Volk als einheitliche Größe?, Was ist jüdische Kultur und welche Faktoren bestimmen diese?, usw.) äußerst kontrovers diskutiert wird. [3]

Das MGG definiert "jüdische Musik" unabhängig von der ethnischen Abstammung eines Komponisten als Musik, "die formale, stilistische oder semantische Zeichen jüdischen Verhaltens oder jüdischer Kultur miteinander in Verbindung setzt" [4]

Besonders in Bezug auf die Kunstmusik ist es sehr zweifelhaft ob man hier explizit von einer "jüdischen Musik" sprechen darf. So galten früher Werke von Komponisten jüdischer Abstammung wie Felix Mendelssohn-Bartholdy, Giaccomo Meyerbeer oder Gustav Mahler allein wegen deren ethnischer Zugehörigkeit schon als "typisch jüdische Musik", obwohl in der Musik der genannten Komponisten eigentlich selbst mit der Lupe nichts spezifisch jüdisches zu finden ist. [5] Die Einstufung der Musik dieser Komponisten als "typisch jüdisch" wurde im 19. und 20. Jahrhundert bis 1945 (in der sowjet-bolschewistischen Diktatur auch noch über 1945 hinaus) meist aus primär antisemitischer Motivation mittels großteils unsinniger "Kriterien" bzw. Diffamierungen wie z.B. "schöpferisch unselbständige Werke", "kulturell zersetzende Stilmittel", usw. vorgenommen.

Israel

Ob allein die Tatsache dass ein Komponist Jude ist bzw. in Israel geboren ist und/oder lebt ausreicht, um bei seinen Werken von "jüdischer Musik" zu sprechen ist umstritten. Curt Sachs (siehe den Abschnitt "Definitionsproblematik") bejaht diese Frage, während das Grove Dictionary of Music and Musicians sie verneint.

Der Aufbau eines organisierten Musiklebens begann in Palästina in den 1930er-Jahren mit der Immigration vieler Juden - darunter auch bedeutender Musiker und Komponisten - aus Mittel- und später dann primär Osteuropa. 1936 gründete der polnische Geiger Bronislaw Huberman das Palestine Orchestra, das nach der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel in Israel Philharmonic Orchestra umbenannt wurde. Zu den bedeutendsten israelischen Komponisten dieser Zeit gehörte der ab 1933 in Tel Aviv lebende Paul Ben-Haim. Bekannt ist ferner Abel Ehrlich, der achtmal mit dem ACUM-Preis des israelischen Ministerpräsidenten für Komponisten und 1997 mit dem Israel-Preis für Musik ausgezeichnet wurde.

Die klassische Musik des 20. Jahrhunderts von Komponisten aus Israel ist sehr vielschichtig und kann nicht pauschal einer vorherrschenden Richtung zugeordnet werden. Es sind Elemente hebräischer Liturgie, jüdisch-orientalischer Volksmusik sowie jüdischer Volksmusik aus dem osteuropäischen und maurisch-iberischen Raum, traditionelle Gestaltungsmittel europäischer klassischer Musik, sowie das Repertoire der zeitgenössischen Musik des 20. Jahrhunderts, wie z.B. der Neuen Wiener Schule vorhanden. [6]

Zeitgenössische israelische Komponisten haben u.a. in vokalen und instrumentalen, von biblischen Themen beeinflussten Werken versucht alte sakrale Motive und Kantillationen des Nahen Ostens in moderne, dem 20. Jahrhundert gemäße Form zu bringen. [7] Daneben existieren natürlich auch viele Kompositionen israelischer Komponisten ohne expliziten Bezug auf jüdische Kultur, Geschichte oder Religion. An Kompositionen erzielten u.a. folgende Werke größere Bekanntheit:

  • Paul-Ben-Hains Werk The Sweet Psalmists of Israel für das er den israelischen Staatspreis erhielt.
  • Abel Ehrlichs Werk Bashrav für Solovioline aus dem Jahr 1953.

Speziell im Bereich der Klaviermusik sind folgende Komponisten und Werke erwähnenswert: [8]

  • Joachim Stustschewskys 12 Bagatellen die sich mit der Verwendung jüdischer Melodien einer herkömmlichen Harmonisierung verweigern und in der Begleitung oft spärlich sowie in

ostinaten Formen gestaltet sind.

  • Die Werke Paul Ben-Hains, wie z.B. seine Sonatine von 1946 oder die Sonate von 1954, die meist mit prägnanter Thematik, viel Kolorit versehen und virtuos gestaltet sind.
  • Joseph Kaminskys Werk Triptyque aus dem Jahr 1959, dass mit großem Einfallsreichtum charaktervolle Aussagen im Nebeneinander unterschiedlichster Stilelemente macht.
  • Karel Salomons Komposition Israel lives aus dem Jahr 1947, welche acht einfache Variationen über ein jüdische Volkslied bringt.

Einzelnachweise

  1. Anm.: Bezeichnenderweise beruht der Wikipediaartikel anscheinend ausschließlich auf der Encyclopedia Judaica und eigener Theoriefindung der Wikipediaautoren. Andere Literatur wurde (siehe die 17 Einzelnachweise im Wikipediaartikel) anscheinend nicht herangezogen.
  2. Heidy Zimmermann: Was heißt "jüdische Musik"? - Grundzüge eines Diskurses im 20. Jahrhundert; in Eckhard John: Jüdische Musik / Fremdbilder - Eigenbilder, Böhlau Verlag, Köln, 2004, S. 13
  3. Heidy Zimmermann: Was heißt "jüdische Musik"? - Grundzüge eines Diskurses im 20. Jahrhundert; in Eckhard John: Jüdische Musik / Fremdbilder - Eigenbilder, Böhlau Verlag, Köln, 2004, S. 12
  4. Zitiert nach Jens Malte Fischer: Gustav Mahler, Verlag Zsolnay, 2003, S. 329
  5. Was ist jüdische Musik? auf www.musica-judaica.com
  6. Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur - Klaviermusik zu zwei Händen, Atlantis Musikbuch-Verlag, 5. Aufl., 1993, S. 611
  7. Neue Zeitschrift für Musik (NZ), Band 159, Robert-Schumann-Gesellschaft, Frankfurt a. M., Schott's Söhne, 1998, S. 40
  8. Auswahl und Charakterisierung der Werke nach Klaus Wolters: Handbuch der Klavierliteratur - Klaviermusik zu zwei Händen, Atlantis Musikbuch-Verlag, 5. Aufl., 1993, S. 612