PlusPedia wird derzeit technisch modernisiert. Aktuell laufen Wartungsarbeiten. Für etwaige Unannehmlichkeiten bitten wir um Entschuldigung; es sind aber alle Artikel zugänglich und Sie können PlusPedia genauso nutzen wie immer.

Neue User bitte dringend diese Hinweise lesen:

Anmeldung - E-Mail-Adresse Neue Benutzer benötigen ab sofort eine gültige Email-Adresse. Wenn keine Email ankommt, meldet Euch bitte unter NewU25@PlusPedia.de.

Hinweis zur Passwortsicherheit:
Bitte nutzen Sie Ihr PlusPedia-Passwort nur bei PlusPedia.
Wenn Sie Ihr PlusPedia-Passwort andernorts nutzen, ändern Sie es bitte DORT bis unsere Modernisierung abgeschlossen ist.
Überall wo es sensibel, sollte man generell immer unterschiedliche Passworte verwenden! Das gilt hier und im gesamten Internet.
Aus Gründen der Sicherheit (PlusPedia hatte bis 24.07.2025 kein SSL | https://)

Bei PlusPedia sind Sie sicher: – Wir verarbeiten keine personenbezogenen Daten, erlauben umfassend anonyme Mitarbeit und erfüllen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vollumfänglich. Es haftet der Vorsitzende des Trägervereins.

PlusPedia blüht wieder auf als freundliches deutsches Lexikon.
Wir haben auf die neue Version 1.43.3 aktualisiert.
Wir haben SSL aktiviert.
Hier geht es zu den aktuellen Aktuelle Ereignissen

Morris Rosenfeld

Aus PlusPedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt Achtung! Dieser Artikel wurde exklusiv für das Fernbacher Jewish Music Research Center geschrieben. Der Text oder Teile daraus dürfen ohne Quellenangabe nicht in anderen Projekten/Wikis verwandt werden.
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Foto von Morris Rosenfelds in seinem Lieder-Buch von 1897

Morris Rosenfeld (* 28. Dezember 1862 im russischen Boksze als Moyshe Yakov Alter [1]; gest. 22. Juni 1923 in New York) war ein jüdischer Lyriker und Journalist. In seinen in jiddischer Sprache geschriebenen Werken thematisierte er u.a. die Ausbeutung ostjüdischer Einwanderer in den Schneiderwerkstätten New Yorks.

Vita

Morris Rosenfeld führte ein sehr unstetes Leben, welches ihn von seiner osteuropäischen Heimat über Westeuropa bis nach Nordamerika führte. Sein Vater arbeite als Fischer, besserte sein Lohn aber als Schneider für das Militär zusätzlich auf. Als Morris Rosenfeld zehn Jahre alt war zog die Familie nach Warschau, kehrte aber bereits 1876 zurück nach Bokse, wo zwölf der 14 Geschwister von Morris Rosenfeld an einer Cholera-Epidemie starben. Nur Morris und sein jüngerer Bruder Joseph überlebten. [2] Bis zum dreizehnten Lebensjahr besuchte Rosenfeld eine traditionelle jüdische Schule (Cheder). Die nächsten Jahre verbrachte er mit dem Studium traditioneller jüdischer Texte und erlernte in der Werkstatt seines Vater das Nähen, eine Fähigkeit, die in seinem weiteren Leben und auch seinem dichterischen Werk eine bedeutende Rolle spielen sollte. [3] Über diese Phase von Rosenfelds Lebensweg berichtet Berthold Feiwel im Vorwort zu Rosenfelds 1902 erschienener Sammlung Lieder des Ghetto aus Sicht Rosenfelds:

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei fehlt
Morris Rosenfelds 1902 erschienene Sammlung Lieder des Ghetto
"Ich bin geboren am 25. Dezember 1862 in dem kleinen Städtchen Bokscha in Russisch-Polen. Mein Großvater, mein Vater, alle, die zu unserer Familie gehörten, waren Fischersleute. Die kleine Stadt liegt in einer lieblichen Gegend zwischen Wald und See. Ich war noch ein Kind, als meine Eltern nach Warschau ziehen mußten. Man schickte mich zum "Cheder", und ich lernte dort den Talmud und ein wenig Polnisch und Deutsch." [4]

Mit 18 Jahren heiratete er eine vermögende Cousine seiner Mutter, trennte sich aber bereits sechs Monate später wieder von dieser. Noch im selben Jahr heiratete er Asne-Beyle Yevarkovski, mit der er sein restliches Leben zusammen blieb. 1882 wanderte Rosenfeld wie viele andere osteuropäische Juden in die USA aus, um sich dort eine bessere Zukunft aufzubauen. Da er dort keine adäquate Arbeit fand, kehrte er aber bereits nach sechs Monaten wieder in seine Heimat zurück. Ein Jahr später zog er nach Amsterdam, um sich dort mit einem Geschäft für das Schleifen von Diamanten zu etablieren. Aber auch diese Pläne zerschlugen sich bald und er kehrte wieder nach Russland zurück. Anfang 1883 floh Rosenfeld dann nach England um dem drohenden Militärdienst in der zaristischen Armee zu entgehen. In Londons Stadtteil East End fand er Arbeit als Machinenbediener in der Textilindustrie. Hier machte er erste Erfahrungen mit der Armut, dem Elend und den unmenschlichen Arbeitsbedingungen, denen er und seine Familie in den nächsten Jahren ausgeliefert sein sollten, und die er auch später in seinen schriftstellerischen Werken thematisierte. Nach einigen Monate folgten ihm seine Frau und seine neugeborene Tochter Dora nach London. Ihre beiden dort geborenen Zwillinge verstarben schon bald nach der Geburt. [5] In London schloss sich Rosenfeld kurzfristig auch dem anarchistischen Berner Street Club an und schrieb erste sozialkritische Gedichte. [6] Über diese Zeit berichtet wiederum Berthold Feiwel in Rosenfelds Worten:

"Mit 18 Jahren heiratete ich und ging nach Holland, wo ich durch 6 Monate die Diamantschleiferei lernte und betrieb. Von dort zog ich nach England. Hier arbeitete ich durch drei Jahre in den Sweat-Shops von London. Ich fur dann nach Amerika, wo ich dis zum heutigen Tage verblieb. In den dumpfen, finsteren Sweat-Shops von New York war es, wo ich singen lernte von Unterdrückung, Leid und Elend. Bei Tage arbeitete ich, nachts schrieb ich meine Gedichte. Die Werkstatt zerrüttete meine Gesundheit, und ich mußte die Arbeit an der Maschine aufgeben. " [7]

...

"Ich wandte mich der Journalistik zu und war durch einige Jahre Mitarbeiter der bedeutendsten amerikanisch-jüdischen Blätter. Es ging mir erst besser, als die Sammlung meiner Lieder Songs from the Ghetto herauskam. In der Zeit meines litaerarischen Schaffens veröffentlichte ich (auf eigene Kosten) zwei kleine Bändchen meiner Gedichte: Die Blumenkette und das Lieder-Buch. Aber ich war auch töricht genug, noch als Anfänger 13 vorher ein kleines Buch: Die Glocke herauszugeben." [8]

Werk

Von Rosenfeld stammen die Gedichtsammlungen Di gloke (1888), Di blumenkette (1890), Lider-bukh, die Sammlung Songs of the Ghetto (dt.:Lieder des Ghetto) aus dem Jahr 1902 sowie die Prosawerke Shriftn ( ausgewählte Werke in 6 Bänden, 1908–1910), Geveylte shriftn (1912) und Dos bukh fun libe (1914). Von Rosenfeld stammen auch Text und Melodie des Liedes Mayn rueh plats (dt. Mein ruhiger Platz), welches u.a. der jüdische Sänger Sidor Belarsky bei seinen Tourneen durch Nordamerika im Repertoire hatte. [9] Noch populärer wurde sein Lied Mayn Yingele (dt. Mein kleiner Junge), zu dem er möglicherweise auch die Melodie geschrieben hat. [10] [11] Etliche Gedichte von Rosenfeld wurden auch von anderen Musikern vertont.

Es gab damals in den USA unzählige auch jüdische Aktivisten der Arbeiterbewegung, dichtende Anarchisten und sozial engagierte Dichter, deren Werke eher Pamphlete in Gedichtform waren. Aber keiner von Rosenfelds Zeitgenossen noch seiner Nachfolger war ein so bedeutender Schriftsteller. Nach Rosenfeld musste die jiddische Poesie in Amerika eine neue Richtung finden, um vorwärts zu kommen. [12] S. Meisels schrieb 1924 in Menorah - Jüdisches Familienblatt für Wissenschaft, Kunst und Literatur über die Bedeutung von Rosenfelds Dichtung:

"Morris Rosenfeld schrieb in Jiddisch die "Songs from the Ghetto", die seinen Namen als jiddischen Dichter in Amerika und in Europa bekannt gemacht haben. Er kommt aus einem ganz anderen Bezirk als die jiddischen Dichter vor ihm und bringt einen neuen Ton in die jiddische Dichtung. Die jiddischen Lyriker vor ihm sind mehr oder weniger von der jüdischen Volksdichtung abhängig; sie stehen alle zu den jüdischen Volksdichtern in mehr oder minder enger Beziehung. Ganz anders Morris Rosenfeld. Er geht seinen eigenen Weg und schallt einen Abstand zwischen sich und den jüdischen Volksdichlern. Freilich lassen sich auch in Rosenfelds Dichtungen, namentlich in denen seiner ersten Schaffenszeit, Spuren der Volksdichtung nachweisen. Aber sie haften nicht unzertrennlich an den Schöpfungen dieses Dichters. Morris Rosenfeld sang Lieder der Arbeit, Lieder des Volkes und Lieder des Lebens. Rosenfeld setzte häulig unbewußt statt des Spezifisch-Jüdischen das Allgemein-Menschliche in den Vordergrund. Er hat somit das lyrische Stoffgebiet in der jiddischen Literatur wesentlich erweitert." [13]

Der Erfolg von Rosenfelds in mehreren Auflagen erschienener Sammlung Lieder des Ghetto in Deutschland wurde auch durch die im Jugendstil gehaltenen Illustrationen von Ephraim Moses Lilien befördert, so dass es zu einem Standardwerk der Belletristik und der volksmusikalischen Rekonstruktion des jüdischen Lebens in Osteuropa wurde. In dieser Sammlung teils von Rosenfeld selbst verfasster, teils mündlich überlieferter Lieder findet eine Auseinandersetzung zwischen einem romantischen Bild vom osteuropäischen Ghetto und einem sozialkritischen Bild vom aktuellen Ghetto der modernen osteuropäischen Diaspora statt. Die Lieder zeigen den Zweispalt und Konflikt zwischen dem Osteuropa der Tradition und dem Mitteleuropa und Amerika der Moderne auf. [14]

Literatur

Weblinks

Andere Wikis

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Anna Elena Torres: Horizons, Blossoms, Borders Vanish - Anarchism and Yiddish Literature, Yale University Press, 2024, S. 8
  2. Encyclopaedia Judaica, Band XVII (Ra-Sam), 2. Aufl., Keter Publishing House Ltd., 2007, S. 446
  3. Marc Miller: Representing the Immigrant Experience - Morris Rosenfeld and the Emergence of Yiddish Literature in America, Syracuse University Press, 2007, S. 2
  4. Morris Rosenfeld: Lieder des Ghetto, Benjamin Harz Verlag, Berlin/Wien, 1902
  5. Marc Miller: Representing the Immigrant Experience - Morris Rosenfeld and the Emergence of Yiddish Literature in America, Syracuse University Press, 2007, S. 2
  6. Leksikon fun der nayer yidisher Literatur
  7. Morris Rosenfeld: Lieder des Ghetto, Benjamin Harz Verlag, Berlin/Wien, 1902
  8. Morris Rosenfeld: Lieder des Ghetto, Benjamin Harz Verlag, Berlin/Wien, 1902
  9. Irene Heskes: Passport to Jewish Music - Its History, Traditions and Culture, Tara Publications, New York, 1994, S. 208
  10. Richard F. Shephard und Vicki Gold: Live & be Well - A Celebration of Yiddish Culture in America from the first Immigrants to the Second World War, Rutgers University Press, 2000, S. 140
  11. A Lullaby from the YIVO Collections - My little Boy
  12. Brown University Library
  13. S. Meisels: Morris Rosenfeld, in Menorah - Jüdisches Familienblatt für Wissenschaft, Kunst und Literatur, Heft 2, Februar 1924, S. 11
  14. Philip Vilas Bohlman: Jüdische Volksmusik - Eine mitteleuropäische Geistesgeschichte, Böhlau Verlag, Wien, 2005, S. 225